Das System ist relativ einfach. Kunden sind in der Regel älterer Patienten ab 70. Sie
haben einen HealthBuddy zu Hause und beantworten diesem virtuellen Krankenpfleger Standardfragen.
Über entsprechende Datenleitungen geht dann die Info an den betreuenden Arzt. So muss dieser nur
dann eine Visite in Betracht ziehen, wenn ihm der Computer sagt, dass der Patient akut Bedarf hat.
Verschiedene Farbstufen markieren im Computer des Arztes täglich neu das Krankheitsrisiko
der diversen Patienten. Alle Beteiligten ziehen aus dem System ihre Vorteile. Arzt und Patient
sehen sich nur dann, wenn nötig. Die Firma Health Hero mit Sitz im kalifornischen Santa Clara
verdient damit ihr Geld. Das amerikanische Gesundheitssystem verschafft sich hohe Einsparungspotenziale
durch Verzicht auf unnötige Routinebesuche von Ärzten bei Patienten. Einer von vielen amerikanischen
Ansätzen, die auch für Deutschland denkbar wären, sobald die gesetzlichen Voraussetzungen stimmen.
Vielen Dank, dass Sie gekommen sind, trotz der späten Zeit. Ich werde sicher nicht alle diese
Fragen heute hier angehen und etwa gar Lösungsmöglichkeiten anbieten, aber ich möchte,
vielleicht können wir hier ein Thema anschneiden, das hier im Haus auch von besonderem Interesse ist,
nämlich die Möglichkeiten, Probleme, die auf uns zukommen, durch telemedizinische Technologien und
Möglichkeiten zu kompensieren und damit weiterzukommen. Nun, die Medizin, auch im Augenblick des
Übergangs zum nächsten Jahrtausend, ist eine Umbruchphase von ähnlicher Dramatik, wie wir sie
wahrscheinlich im 16. und 17. Jahrhundert und dann erst wieder im 19. Jahrhundert erlebt haben. Machen
wir uns in einem kleinen Rückblick klar, wo wir stehen. Der Arzt, wie er hier dargestellt ist, war
früher bis zum 17. Jahrhundert eigentlich ein Wegbegleiter der Kranken. Er war in der Lage, die
Not zu lindern und Trost zu spenden und in dieser Form stand er dem Seelsorger sehr nahe. Seine
Möglichkeit einzugreifen, waren in der konservativen Medizin sehr begrenzt. Sie waren beschränkt in der
hippokratischen Medizin auf die vier Möglichkeiten, nämlich des Abführens, des Schwitzens, des
Aderlasses und der Schweißtreibenden und ähnlicher, die Körpersäfte verändernder,
etwas primitiver Methoden. Dieses führte Voltaire dazu, den Arzt ein wenig zu verspotten, indem er
sagte, die Kunst der Ärzte besteht darin, den Patienten solange zu amüsieren, bis die Natur ihn
heilt. Und er hatte recht, denn alles, was der Arzt interventionell machte, war häufig mehr zum
Schaden als zum Nutzen des Patienten. Und diese Situation änderte sich dramatisch aus meiner Sicht
erstmalig, und jetzt kommt der subjektive Bias hinein, mit der Entdeckung der Pharmakologie im
Beginn des 19. Jahrhunderts. Und interessanterweise treffen sich hier zwei Entwicklungen, die das alte
Heilmittel neu definierten, kurzfristig in Erlangen. Und obwohl nur zugereist, möchte ich doch diesen
Aspekt hier auch kurz ansprechen. Da war es sicher einer der berühmtesten Promovemten dieser Universität,
Samuel Hahnemann, der die Homöopathie einführte. Es geschah gleichzeitig mit der Entdeckung der
ersten Wirkstoffe. In Frankreich, durch Caventou und Pelletier, wurde das Chinin isoliert und durch
Sertürne in Deutschland das Morphin. Und man hatte auf einmal das entscheidende Ingredient eines
Wirkstoffes in kristalliner Form. Nun, in einer ähnlich dramatischen Veränderung sind wir hier
heute. Ich will nicht darauf eingehen, aber die Möglichkeiten der Gentherapie, der Gen-Analytik,
des therapeutischen Klonens sind in aller Munde. Und war es vor 200 Jahren erstmalig die Möglichkeit,
durch chemisch definierte Substanzen das zu tun, was Voltaire unseren alten Ärzten vor 400 Jahren
nicht zutraute, nämlich zu heilen, so haben wir heute neue Dimensionen der Heilmöglichkeiten im
Rahmen nicht nur der Pharmakologie, sondern auch der Gentherapie und der Gen-Analytik vor uns. Aber
wir haben auch ein weiteres Problem und die Kehrseite dieses Fortschrittes, die Kehrseite
der Tatsache, dass wir alle, die wir hier in diesem Saal sitzen, Lebenserwartungen von circa 80 Jahren
und mehr haben, wenn nicht deutlich mehr, die Kehrseite besteht in den Kosten und der begrenzten
Möglichkeit, das Alter auch würdig und den Anstand hinter sich oder vor uns zu haben. Die Kosten
sind gewaltig und es wird unmöglich werden, auf Dauer diese Kosten zu finanzieren. Der Oberänder
hat dieses einmal ausgerechnet und allein im Jahre 98 kommt er zu dem Schluss, dazu gibt es gute
Daten, dass in Deutschland etwa 260 Milliarden für die Gesundheit ausgegeben werden und das sind
nicht alle Kosten, denn all das, was Sie ohne Rezept in der Apotheke kaufen oder Drogerie geht
dort nicht mal ein. Und diesen 280 Milliarden fallen etwa 15 Milliarden, heute ist es mehr,
es sind 50, 55 Milliarden D-Mark oder 25 bis 28 Milliarden Euro auf Arzneimittel. Machen sich klar,
Presenters
Prof. Dr. Kay Brune
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:29:43 Min
Aufnahmedatum
2002-04-25
Hochgeladen am
2018-06-22 11:12:57
Sprache
de-DE